Die Fluss-Seeschwalbe (Sterna hirundo) ist ein ehemals regelmäßiger Brutvogel der Flußauen. Durch Eindeichung und Kanalisierung ging ihr natürlicher Lebensraum, dynamische Gewässer, in den letzten Jahrhunderten fast vollständig verloren. Ursprünglich brütete sie im Binnenland vor allem auf neu entstandenen, vegetatiosnfreien Sand- und Kiesbänken. Diese sind durch den Eingriff des Menschen nahezu vollständig verschwunden. Vom Menschen ausgesetzte Prädatoren wie Waschbär und Mink erhöhten den Druck auf die letzten verbliebenen Brutpaaren zusätzlich, sodass der Brutbestand der Fluss-Seeschwalbe enorm abgenommen hat.
Nach erfolgreichen Maßnahmen zur Bestandsstützung durch Ausbringung künstlicher Brutflöße im sächsischen Biosphärenreservat Oberlausitz und auf der Goitzsche bei Bitterfeld entschlossen wir uns auch ein Brutfloß auszubringen. Als Standort wählten wir den Südbereich des Raßnitzer Sees, welcher sich im Besitz unserer NABU-Gruppe befindet.
In diesem Bereich gab es etliche Sichtungen von Fluss-Seeschwalben, im benachbarten Wallendorfer See und der Kiesgrube Burgliebenau soagr Brutversuche. Auf Empfehlung der sächsischen Biosphärenreservazsverwaltung entschieden wir uns für eine schwimmstegähnliche Bauweise einer Werft aus Mecklenburg-Vorpommern.
Die Konstruktion sollte sehr langlebig sein und eisfest, da wir keine Möglichkeit haben, den Ponton im Winter aus dem Wasser zu holen. Weiterhin war eine säure- und salzresistente Legierung nötig, da der Wasserchemismus durch den ehemaligen Braunkohleabbau verändert wurde.
Nach der erfolgreichen Suche nach Sponsoren für dieses teure Unterfangen, konnten wir im Winter 2014 den Startschuss zum Bau geben. Bei mehreren Schlauchbootfahrten kartierten wir mit einem Echolot ein Tiefenprofil des Sees. Für die Verankerung des Pontons benötigten wir ja die Länge der Ketten zur Fixierung.
Am 10.04.2014 war es dann endlich soweit. Mit einem angemieteten Kran wurde das Floß zu Waser gelassen. Mit Hilfe zahlreiche Unterstützer mehrerer örtlicher Feuerwehren wurde das Brutfloß trotz starkem Gegenwindes an seinem Bestimmungsort geschoben.
Als Schutzmaßnahme brachten wir auf unserer Grundstücksgrenze an nächsten Tag Bojen aus. Ab dieser Linie besteht ein Laichschongebiet und es herrscht strenges Angelverbot. Als Schutz gegen schwimmende Prädatoren wie den Mink erhielt die Plattform eine ausladende erhöhte Bordwand. Da eventuell ins Wasser fallende Jungvögel so nicht zurückkehren können, wurde ein Schutzzaun angebracht.
Im Frühjahr 2014 kam es dann tatsächlich zu einer leider nur kurzzeitigen Ansiedlung eines Fluss-Seeschwalbenpaares. Es konnte mehrfach die Übergabe von kleinen Fischen des Männchens als Brautgeschenk an das Weibchen beobachtet werden. Nach einigen Tagen wurden die Seeschwalben allerdings nicht mehr gesehen.