Der Raßnitzer See - ein NABU Projektgebiet

Artenschutzprojekt Flusseeschwalbennistfloß


Der Raßnitzer See ist ein Naturparadies aus zweiter Hand. 20 Jahre lang wurde hier Braunkohle abgebaggert, nach Abbauende wurden die Flächen mit Wasser aus der Weißen Elster geflutet. Vor Beginn des Braunkohleabbaus gab es Auwald, Feuchtwiesen, Salzwiesen und feuchte Senken. Hinterher glich die Fläche einer öden Mondlandschaft, außerdem war der Grundwasserspiegel für die Bauarbeiten künstlich gesenkt worden. Zur Herstellung ursprünglicher Grundwasserverhältnisse in der Aue und um Amphibien und anderen wasserlebenden Arten Lebensraum zurückzugeben, wurden die Aushublöcher nach Ende des Abbaus über eine Rohrleitung mit Wasser aus der Weißen Elster geflutet. Mittlerweile ist das Grundwasser aber wieder so hoch, dass das nicht mehr nötig ist .

 

Etwa ein Drittel des Raßnitzer Sees gehört dem NABU. Hier ist es nicht nur verboten zu jagen, auch baden, angeln und zelten sind nicht erlaubt. Aber wenn der See im Winter völlig zugefroren ist, darf er gerne als Eislauffläche genutzt werden.

 

Artenschutzprojekt Flusseeschwalbennistfloß 

 

Nach erfolgreichen Maßnahmen zur Bestandsstützung durch Ausbringung künstlicher Brutflöße im sächsischen Biosphärenreservat Oberlausitz und auf der Goitzsche bei Bitterfeld entschlossen wir uns auch ein Brutfloß auszubringen. Als Standort wählten wir den Südbereich des Raßnitzer Sees, welcher sich im Besitz unserer NABU-Gruppe befindet.

 

Die Fluss-Seeschwalbe (Sterna hirundo) ist ein ehemals regelmäßiger Brutvogel der Flussauen. Durch Eindeichung und Kanalisierung ging ihr natürlicher Lebensraum, dynamische Gewässer, in den letzten Jahrhunderten fast vollständig verloren. Ursprünglich brütete sie im Binnenland vor allem auf neu entstandenen, vegetationsfreien Sand- und Kiesbänken. Diese sind durch den Eingriff des Menschen nahezu vollständig verschwunden. Vom Menschen ausgesetzte Prädatoren wie Waschbär und Mink erhöhten den Druck auf die letzten verbliebenen Brutpaaren zusätzlich, sodass der Brutbestand der Fluss-Seeschwalbe enorm abgenommen hat.

 

Nach der erfolgreichen Suche nach Sponsoren für dieses teure Unterfangen, konnten wir im Winter 2014 den Startschuss zum Bau geben. Bei mehreren Schlauchbootfahrten kartierten wir mit einem Echolot ein Tiefenprofil des Sees. Für die Verankerung des Pontons benötigten wir ja die Länge der Ketten zur Fixierung.

 

Am 10.04.2014 war es dann endlich soweit. Mit einem angemieteten Kran wurde das Floß zu Waser gelassen. Mit Hilfe zahlreiche Unterstützer mehrerer örtlicher Feuerwehren wurde das Brutfloß trotz starkem Gegenwindes an seinem Bestimmungsort geschoben.

 

Als Schutzmaßnahme brachten wir auf unserer Grundstücksgrenze an nächsten Tag Bojen aus. Ab dieser Linie besteht ein Laichschongebiet und es herrscht strenges Angelverbot. Als Schutz gegen schwimmende Prädatoren wie den Mink erhielt die Plattform eine ausladende erhöhte Bordwand. Da eventuell ins Wasser fallende Jungvögel so nicht zurückkehren können, wurde ein Schutzzaun angebracht.

 

Im Frühjahr 2014 kam es dann tatsächlich zu einer leider nur kurzzeitigen Ansiedlung eines Fluss-Seeschwalbenpaares. Es konnte mehrfach die Übergabe von kleinen Fischen des Männchens als Brautgeschenk an das Weibchen beobachtet werden. Nach einigen Tagen waren die Seeschwalben leider verschwunden.

 

2017 waren es dann 14 Paare, die sich zum Brüten niedergelassen hatten und Nachwuchs erwartet haben. Das waren immerhin 14 Prozent aller Brutpaare von Sachsen-Anhalt. Im gleichen Jahr wurden wir für das Projekt mit dem zweiten Platz des Umweltpreises 2017 der Stiftung Umwelt, Natur- und Klimaschutz des Landes ausgezeichnet.

 

Text: NABU, Martin Schulze

Fotos: NABU Martin Schulze, oben Siglinde Müller